Aktualisierte S3-Leitlinie Prostatakarzinom 2025: PSA-Test als neuer Standard der Früherkennung

Die achte Version der S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom wurde im Juli 2025 vom Leitlinienprogramm Onkologie unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) veröffentlicht. In enger Zusammenarbeit mit 21 medizinischen Fachgesellschaften sowie Patientenvertretern bringt die überarbeitete Leitlinie entscheidende Neuerungen in der Diagnostik und Therapie des Prostatakrebses mit sich.

Wichtigste Neuerungen im Überblick:

PSA-Test statt Tastuntersuchung als Früherkennungsstandard
Erstmals spricht die Leitlinie eine negative Empfehlung zur digital-rektalen Untersuchung (DRU) in der Krebsfrüherkennung aus. Stattdessen wird Männern ab 45 Jahren – nach ärztlicher Beratung – ein PSA-basiertes Screening empfohlen. Dieses misst das prostataspezifische Antigen im Blut.
  • PSA-Wert sehr niedrig: Kontrolluntersuchung erst nach 5 Jahren
  • Normale Werte: Kontrolle alle 2 Jahre
  • PSA-Wert über 3 ng/ml: weitere diagnostische Abklärung erforderlich
Die DRU soll künftig nur noch im Rahmen der individuellen Risikoabschätzung ergänzend eingesetzt werden, z. B. bei auffälligem PSA-Wert oder Verdacht auf andere urologische Erkrankungen. Prof. Dr. Marc-Oliver Grimm (Universitätsklinikum Jena), Koordinator der Leitliniengruppe, betont:

„Studien zeigen, dass die Tastuntersuchung dem PSA-Test deutlich unterlegen ist. Die neue Empfehlung steht für evidenzbasierte, risikoadaptierte Früherkennung.“

MRT gewinnt an Bedeutung – weniger unnötige Biopsien

In der Primärdiagnostik wird der Einsatz der Magnetresonanztomographie (MRT) der Prostata deutlich gestärkt. Besonders relevant: Bei PI-RADS 1 und 2-Befunden, also sehr geringer Wahrscheinlichkeit für ein Karzinom, soll auf eine Biopsie verzichtet werden. Weitere Empfehlungen der neuen Leitlinie im Bereich Diagnostik:
  • Bildgestützte Biopsien (Indikation und Durchführung)
  • Diagnostik bei familiärer/genetischer Belastung (inkl. humangenetische Beratung)
  • Stadieneinteilung durch moderne Bildgebung (MRT, PSMA-PET/CT)

Therapie: Aktive Überwachung statt Überbehandlung

Für Niedrigrisiko-Prostatakarzinome empfiehlt die Leitlinie klar die aktive Überwachung (Active Surveillance) – Operation oder Bestrahlung sollen vermieden werden, solange keine Progression vorliegt. Diese Strategie gewinnt auch bei sogenannten günstigen-intermediären Tumoren an Bedeutung. Prof. Grimm erklärt:

„Die aktive Überwachung vermeidet unnötige Behandlungen und sichert zugleich eine engmaschige medizinische Kontrolle.“

Auch im metastasierten Stadium wurden neue Therapieoptionen in die Leitlinie aufgenommen.
Hintergrund: Prostatakrebs in Deutschland Prostatakrebs ist mit rund 74.900 Neuerkrankungen jährlich (Stand 2022) die häufigste bösartige Tumorerkrankung des Mannes in Deutschland. Es handelt sich meist um eine Erkrankung des höheren Lebensalters, unter 50 Jahren tritt sie selten auf.
Leitlinie als App & Webversion verfügbar   Die vollständige Version der aktualisierten S3-Leitlinie steht online bereit unter:
      www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/prostatakarzinom

Zusätzlich kann die kostenfreie Leitlinien-App für Android und iOS heruntergeladen werden:
      www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app

Quellen:
  • Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU)
  • Leitlinienprogramm Onkologie
  • Deutsche Krebsgesellschaft
  • Robert Koch-Institut