Nutzen der rektalen Tastuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs

Ergebnisse der PROBASE-Studie (=bevölkerungsbezogene, randomisierte Prostatakarzinomscreeningstudie, welche die Wirksamkeit eines risikoangepassten PSA-Screenings untersucht) konnten nachweisen, das die Austastung der Prostata über den Enddarm NICHT zur Früherkennung von Prostatakrebs bei Männern im Alter von 45 Jahren geeignet ist.

Der Grund hierfür  liegt in einer zu geringen Sensitivität und durch eine zu hohe falsch -positive Rate:

Die Detektionsrate auf  Prostatakrebs durch  rektale Tastung liegt bei 0,05 %,  die übrigen auffälligen Tastbefunde erwiesen sich nach einer  belastenden und unnötigen Biopsien als falsch positiv. Die Detektionsrate durch eine PSA-Testung im Blut  ist  4 mal höher und 86 % dieser Patienten hatten einen unauffälligen Tastbefund , obwohl ihre Tumoren zum großen Teil mit dem Finger  zugänglichen Regionen der Prostata lagen. Der Studienleiter zog den Schluss , das angesichts der geringen Akzeptanz durch rektale Austastung der Prostata ein Prostatakrebsscreening durch Blutbestimmung des PSA-Wertes die Teilnahmebereitschaft zur urologischen Krebsvorsorge bei Männern  steigern könnte.

Gelesen in UroForum 09/23 14.Jahrgang

Neues vom Urologenkongress 2023 in Leipzig

Ergebnisse vom Urologenkongress 2023

 

Andrologie

Ejakulatanalyse bei unerfüllten Kinderwunsch:
  • Karenzzeit von 4-5 Tage beachten
  • Ejakulatvolumen muss korrekt bestimmt werden
  • mindestens 2 Ejakulatuntersuchungen sind Vorraussetzung für Therapieentscheidungen
  • eine korrekte Einordnung der Parameter sind entscheidend über Massnahmen der künstlichen Befruchtung und den damit verbundenen gesundheitlichen Risiken für die Frau

Gendiagnostik bei Infertilität

  • die Häufigkeit liegt bei 5 % bei Oligoazoospermie und bei 25% bei Azoospermie
  • insgesamt sind über 300 verschiedenen Infertilitätsgene bekannt – und es werden jährlich mehr

Neurourologie

  • Neurologen und Urologen sehr unterschiedlich
  • Urologen schätzen Lebensqualität als schwerer eingeschränkt ein
  • interdisziplinäre Weiterbildung und Zusammenarbeit werden von den betroffenene Patienten als notwendig erachtet und gewünscht
  • 50% beider Fachrichtungen sehen die Problematik in ihrer Facharztausbildung unterrepräsentiert

Beckenboden/ Urologie der Frau

  • Frauen mit vaginalen Prolaps leiden häufig an Schmerzen und Symptomen einer überaktiven Blase
  • Vaginale Prolapskorrektur bessert / heilt zu großen Prozentsatz die Beschwerden

Aging male

  • der HbA1c-Wert ( Langzeitwert des Blutzuckerspiegels) scheint Symptome des alternden Mannes vorhersagen zu können

Kinderurologie

  • 70% der Grundschüler vermeiden die Benutzung von Schultoiletten
  • um Gang auf Schultoilette zu vermeiden, sind die Kinder bereit den ganzen Tag nichts zu trinken

Vorhautbeschneidung

  • Effekte auf Sexualfunktion sind zu vernachlässigen
  • 4,8 % Komplikationsrate
  • 0,08 schwerwiegende Komplikationen
  • Vorhautverengung bei Kindern: topisches Kortison = 1.Therapie der Wahl

Hodentumor

  • 52% der Hodentumorpatienten weisen eine reduzierte Anzahl an Spermien auf , was die Wichtigkeit der Kryokonservierung von Spermien vor der Therapie aufzeigt
  • es besteht keine Korrelation zwischen Spermienqualität und Tumorstadien
  • Hodentumorentstehung bei infertilen Männern liegt bei bis zu 6 % ( 0,43 % bei fruchtbaren Männern)

Prostatakarzinom

  • Doppelhormontherapie oder Trippletherapie ist mittlerweile „standard of care“  beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom
  • Chemotherapie sollte so früh wie möglich eingesetzt werden solange Patienten noch fit genug sind
  • Osteoprotektion unter Therapie wichtig für Lebensqualität
  • PSMA-Radioligandentherapie hat sich bereits etabliert

Impfungen

Impfungen in der Urologie sind die wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, um Infektionen sowie die resultierenden Folgeerkrankungen zu verhindern. Besonders wichtig auch für unsere Uroonkologischen Patienten, welche ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben. Impfungen bereiten das Immunsystem so vor, dass die Erkrankung nicht oder nur in geschwächter Form ausbricht. Außerdem schützt sie nicht nur den Einzelnen, sondern die gesamte Bevölkerung, denn: wer selbst nicht erkrankt, kann auch niemanden anstecken! Insbesondere wichtig für diejenigen, welche selbst nicht geimpft werden können. – Jährliche Grippeimpfung, Pneumokokken und Gürtelrose ab 60 Jahren – Alle Auffrischimpfungen wie Tetanus und Diphterie alle 10 Jahre  

Besonders wichtige Impfungen in der Urologie:

– HPV für Kinder und Jugendliche Die HPV-Impfung ist in der Urologie unverzichtbar: oftmals werden Männer und Frauen beim ersten Sexualkontakt mit den humanen Papillomaviren infiziert. Sie führen zu anogenitalen Infektionen, welche zu Warzen (Condylomen) führen können. Die Viren gehören weltweit zu den am häufigsten viralen sexuell übertragbaren Erkrankungen und es besteht ein Zusammenhang zwischen persistierenden Infektionen mit HPV 16 und HPV 18 und anderen High-risk-(HR-)HPV-Typen sowie der Entstehung von anogenitalen Krebsvorläuferläsionen (Dysplasien und Neoplasien). Dies betrifft z.B. bei der Frau den Zervix, der Vulva und der Vagina, beim Mann den Penis und bei beiden Geschlechtern den Anus, sowie den Mund-Rachenraum, Zungengrund und Tonsillen. Die HPV-Impfstoffe schützen nahezu fast 100% vor einer HPV-Infektion und kann somit die Krebsentstehung im anogenitalen und im Kopf-Hals-Bereich verhindern. – Bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen empfiehlt sich die Stovac-Impfung, welche ebenfalls jährlich aufgefrischt werden sollte. Gerne beraten wir Sie zu dem Thema Impfungen! Ihr Praxisteam Salzer

Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung

Bis zu 75 % der Patienten  während und 35%  der Patienten nach der Therapie sind davon betroffen. Alte, fehlende „Gedächtnisreserve“, Depressionen oder Angststörungen können die kognitive Einschränkung triggern.  

Therapie

  • Sport und Bewegung ( z.B.: 150 Minuten pro Wochen konnten im Tiermodell zeigen, dass diese Massnahme einem kognitiven Abbau vorbeugt)
  • Verhaltenstherapie: bisher konnten Studien noch keinen eindeutigen Benefit nachweisen,sodaß eine psychotherapeutische Behandlung nicht generell empfohlen werden kann
  • kognitives Training: eine Metaanalyse aus 19 Studien zu einem kognitiven Rehaprogramm zeigte eine Verbesserung in mindestens 1 Domäne
  • medikamentöse Therapie: bisher noch keine Evidenz in der aktuellen Studienlage
   Trotz des negativen Einflusses auf Lebensqualität und berufliche/soziale Teilhabe der Betroffenen gibt es leider bisher noch keine flächendeckende Begleitung und einheitlichen Therapiestandard.

Gründe für fehlendes Ansprechen von PD-5-Hemmern

Gründe für fehlendes Ansprechen von PD-5-Hemmern

(Viagra, Cialis und Co)
  • unzureichende Dosierung
  • zu wenige Versuche (maximale Wirkung ist erst bei mehr als 5- malige Einnahme zu erwarten)
  • eingeschränkte Resorption durch gleichzeitige fettreiche Kost (gilt insbesondere bei der Einnahme von Viagra / Sildenafil)
  • Vorliegen eines Testosteronmangelsyndroms (z.Bsp. 50- % Wahrscheinlichkeit bei Typ-II Diabetikern)
  • Verwendung von gefälschten Medikamenten
 

Wann dürfen PD-5-Hemmer nicht eingenommen werden:

  • gleichzeitige Einnahme von Medikamenten wie Nitrospray
  • Herzinfarkt oder Schlaganfall < 1 Jahr zurückliegend
  • bei Leberversagen bzw. schweren Lererkrankungen
  • bei Netzhauterkrankung, wie z.B. Retinitis pigmentosa
  • instabile Angina pectoris
  • Galactoseintoleranz
  • bei Hypotonie und gleichzeitiger Einnahme von Blutdrucksenkern
 

typische Nebenwirkungen

  • Kopfschmerzen
  • Hautrötungen (die sogenannte Flush-Symptomatik)
  • Verdauungsstörungen
  • Schwindel
  • Sehstörungen
  • Verstopfte Nase
  • Rücken- und Muskelschmerzen
 

Unterschiede der einzelnen Medikamente

  • Sildenafil (Viagra) Wirkeintritt nach ca. 30min , Wirkdauer 4-6 Stunden
  • Tadalafil (Cialis) Wirkeintritt nach ca. 30-60min, Wirkdauer 36 Stunden
  • Vardenafil (Levitra) nach ca.30min, Wirkdauer bis zu 24 Stunden

Aktuelle Empfehlung der deutschen und europäischen Leitlinie

Bezogen auf die PSA-Wertbestimmung

  • Männer ab 70 Jahren und PSA-Wert < 1 ng/ml Beendigung der PSA-Bestimmung
  • Männer ab 60 Jahren und PSA-Wert < 2 ng/ml Testung nur alle 8 Jahre
  • Männer ab 45 Jahre mit Lebenserwartung über 10 Jahre:
– PSA < 1 ng/ml alle 4 Jahre – PSA 1-2 ng/ml alle 2 Jahre – PSA > 2 ng/ml jährliche Testung ( S3-Leitlinie Prostatakarzinom , Okt 21)          
    Individuelle risikoadaptierte Strategie für Testung bei Männer ab dem 50. Lebensjahr
  • Männer ab dem 45 .Lebensjahr mit positiver Familienanamnese auf Prostatakrebs
  • Männer ab dem 40. Lebensjahr mit BCRA2 Genmutation afrikanische Männer ab dem 45. Lebensjahr
(EAU, Guideline Prostate Cancer, 2023)

Inkontinenz durch Sport???

Eine Arbeitsgruppe aus Spanien hatte eine Metaanalyse erstellt zur Beurteilung von Harninkontinenz in Zusammenhang mit Sportarten, die intensives Sprungtraining und Gewichtheben beinhalten. (Dominguez Antuna E et al, Urogynecol J 2023) Untersucht wurden 5000 Frauen im Alter 18-71 Jahren, die an regelmäßigen CrossFitTraining teilnahmen:
  • 45 % dieser Frauen hatten eine Harninkontinenz
  • in 55 % lag in dieser Gruppe eine leichte Belastungsinkontinenz vor
  • in den restlichen Fällen sogar eine schwere Form
  • Das Vorliegen einer Harninkontinenz in der weiblichen Allgemeinbevölkerung liegt bei nur 25-27 %, was für eine deutlich höheren Rate an Inkontinenz bei den CrossFit ausübendenen Frau hinweist.

    Fazit

    • vor dem Training nicht zu viel trinken
    • die Blase vorher gut entleeren
    • gezielte Beckenbodenübungen in das Training aufnehmen
    • auf sprunglastige Workouts verzichten
    • nur leichte Gewichte in das Training integrieren
    gelesen für Sie in „UroNews 04/23“

    Der kindliche Hodenhochstand

    Der Hodenhochstand (Maldescensus testis) ist eine falsche Lage eines oder beider Hoden. Der Hoden liegt dann nicht im Hodensack, sondern im Leistenkanal oder Bauchraum. Da dadurch das Risiko für spätere Hodentumoren und Infertilität steigt, ist es erforderlich, die falsche Position des Hodens noch im ersten Lebensjahr zu erkennen und gegebenfalls operativ zu korrigieren.

    Formen

    Pendelhoden: Hoden liegt im Hodensack oder in der Leiste, lässt sich leicht in den Hodensack mobilisieren und verbleibt dort.     Gleithoden: Hoden findet man am äußeren Leistenring oder vor dem Hodensack, lässt sich inden Hodensack mobilisieren, gleitet aber sofort wieder zurück.     Leistenhoden: Hoden liegt in der Leiste und kann NICHT in den Hodensack mobilisiert werden.     Ektoper Hoden: Hoden kann nicht in der Leiste getastet werden, sondern liegt z. Bsp. im Dammbereich.     nicht tastbarer Hoden: der Hoden ist nicht tastbar oder sonographisch darstellbar.   Zur Differenzierung sind eine korrekte Untersuchungstechnik und optimale Untersuchungsbedingungen unerlässlich !!!

    Neues zum Thema Prostatakarzinom

    Kombinationstherapie von Abirateron und Olaparib für das metastasierte kastrationsresistente Prostatakarzinom

    Ziel der hier vorgestellten Studie (Propel-Studie) war die Evaluierung der Effektivität einer Kombinationstherapie und deren Nebenwirkungen anstelle einer Einzeltherapie. Verglichen wurden Abirateron plus Olaparib in einem Studienarm mit Abirateron plus Placebo im Kontrollarm. Knapp 800 Patienten wurden in dieser Studie bei metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom eingeschlossen. Eine Chemotherapie mit Docetaxel im metastasierten hormonsensitiven Status (mHSPC) sowie eine Androgen Rezeptor Hormon-Therapie,  außer Abirateron, waren erlaubt. Der primäre Endpunkt der Studie „radiographisch progressionsfreies Überleben“ (keine Verschlechterung in der Computertomographie oder PMSA-PET)  konnte erreicht werden und zeigte einen Vorteil für Abirateron in Kombination mit Olaparib (25 versus 17 Monate).   Das Nebenwirkungsprofil war in der Gruppe mit Kombinationstherapie etwas schlechter, am häufigsten wurden Anämie ( 46% )  und Fatigue beobachtet, welche durch Dosisreduktion jedoch gut händelbar waren. Bei 7 % der Patienten wurden Lungenembolien festgestellt, welche jedoch in 70 % symptomslos waren und nur Zufallsbefunde in der Bildgebung waren. Ein  Zusammenhang mit der Kombinationstherapie konnte nicht eindeutig geklärt werden.

    Wie viel trinken ist gesund?

    Wir haben einen spannenden Beitrag zum Thema „Genug trinken“ in der aktuellen Praxisinformation Uro-News 01/2023 gelesen. Dies haben wir für Sie in unserem Blog digital bereitgestellt.                                   Hier können Sie den Beitrag lesen.                                                                                                           Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.