Prävention und Früherkennung von Prostatakrebs

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  Das Prostatakarzinom (PCA) ist mit über 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr vor dem Darm- und Lungenkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Männern und kann unbehandelt tödlich enden. Bei den krebsbedingten Todesursachen rangiert Prostatakrebs nach dem Lungenkrebs mit circa 17.000 Sterbefällen pro Jahr an zweiter Stelle.

 

► Definition Krebsprävention

Von der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) wird ein PCA-Screening ab dem 45. Lebensjahr und bei Risikogruppen ab dem 40. Lebensjahr empfohlen, wenn ein solches von diesen gewünscht wird. Im Folgenden soll die Wertigkeit der Früherkennung inklusive des umstrittenen PSA-Bluttests beleuchtet werden.

 

► Epidemiologie

PCA entsteht vorwiegend aus den Drüsenzellen der Prostata (Adenokarzinom) und ist eine Erkrankung des älteren Mannes. Das Risiko zu erkranken, liegt bei den unter 35-Jährigen innerhalb von zehn Jahren unter 0,1 Prozent, während es bei den über 75-Jährigen mit circa fünf Prozent angege-ben wird. Ein wesentlicher Faktor für die Entstehung eines PCA ist die familiäre Vorbelastung (genetische Prädisposition). Besteht eine Erkrankung des Vaters oder des Bruders, so steigt das Risiko des Be- treffenden ebenfalls zu erkranken um den Faktor zwei bis sechs an. Das Risiko erhöht sich umso mehr, je jünger, je enger verwandt und je zahlreicher die betroffenen Angehörigen erkrankt sind. Des Weiteren konnte ein Zusammenhang zwischen der ethnischen Herkunft und der Häufigkeit des PCA nachgewiesen werden. So erkranken Afroamerikaner besonders häufig und Asiaten besonders selten an Prostatakrebs.

 

► Prävention

Zu präventiven Maßnahmen zur Vermeidung der Entstehung eines PCA liefern wissenschaftliche Untersuchungen derzeit noch wenig Evidenz. Es scheint jedoch erwiesen, dass insbesondere eine ausgewogene, ballaststoffreiche Kost, wenig tierische Fette, wenig rotes Fleisch und ausreichend Bewegung einen präventiven Effekt haben. Dies wird durch die Beobachtung unterstützt, dass das PCA-Risiko eines in die USA emigrierten Asiaten, der ethnisch mit einem niedrigen PCA-Risiko behaftet ist, bereits in der nachfolgenden Generati- on durch die Ernährungsumstellung und die Umwelteinflüsse genauso hoch wie das eines gebürtigen US-Amerikaners ist.

 

► Früherkennungsuntersuchungen

Zur gesetzlich empfohlenen Früherken- nung zählen ab dem 45. (40.) Lebens- jahr die regelmäßige Untersuchung des äußeren Genitale, der Prostata und der Leistenlymphknoten sowie die Abfrage nach Beschwerden. Idealerweise sollen mit Hilfe des PCA-Screenings Männer mit einer behandlungsbedürftigen Erkrankung identifiziert werden. In der Leitlinie der DGU (Deutsche Gesellschaft für Urologie) wird eine sorgfältige ergebnisoffene Aufklärung über die Vor- und Nachteile der PCA-Früherkennung und die Aussagekraft von positiven und negativen Testergebnissen sowie Überdiagnosen und weitere Maßnahmen empfohlen. Männern, die sich nach der Aufklärung für eine Früh- erkennung entscheiden, soll die Bestim- mung des prostataspezifischen Antigens (PSA-Wert) angeboten werden. PSA ist ein Eiweiß, das in der Prostata gebildet und in die Blutbahn freigesetzt wird. Die Bestim- mung des PSA-Wertes (Einheit: ng/ml) gehört bis zum heutigen Tag jedoch nicht zur von den Krankenkassen vergüteten Leistung der Früherkennung und muss von den Patienten als sogenannte IGeL (indivi- duelle Gesundheitsleistung) selbst gezahlt werden. Das Hauptargument gegen die regelhafte PSA-Bestimmung im Rahmen der Vorsorge ist seine Ungenauigkeit bezüglich der Vorhersage auf das Vorliegen einer PCA-Erkrankung, was wiederum unnötige Diagnostik und deren Nebenwirkungen nach sich ziehen kann.

 

► Studieninterpretation

In großen, teils verblindet durchgeführten, Studien konnte festgestellt werden, dass das PSA-basierte PCA-Screening weder die krebsspezifische Sterberate noch die Gesamtsterblichkeit der untersuchten Patienten beeinflusste. Das Hauptproblem dieser Studien lag jedoch darin, dass ein erheblicher Anteil der im Kontrollarm registrierten Teilnehmer (eigentlich ohne PSA-Messung), trotzdem PSA- Bestimmungen erhalten hatte und somit eine Kontamination dieser Kontrollgruppe resultierte. Die schwedische ERSPC-Studie konnte bei einer sauber geführten Kontroll- gruppe im Langzeitverlauf zeigen, dass die PSA-Bestimmung sehr wohl zu einer Sen- kung der krebsspezifischen Sterberate von bis zu 44 Prozent führte. Ein weiterer erheblicher Faktor war eine durch die PSA- Messung bedingte Vermeidung einer mög- lichen Tumoraussaat (Metastasierung) um 42 Prozent. Das Prostatakarzinom ist im metastasierten Stadium unheilbar. Für die Betroffenen bedeutet dies Nebenwirkungen durch die eingesetzten Medikamente, Be- schwerden, die durch die Metastasen ver- ursacht werden und eine potentiell deutlich verkürzte Überlebenszeit. Dies alles kann zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führen und verursacht nicht zuletzt hohe Kosten im Gesundheitssystem. Abhilfe bei der Schwierigkeit der PSA- Interpretation liefern erste Ergebnisse der sogenannten PROBASE-Studie. Hierbei wurde festgestellt, dass eine Basis-PSA-Bestimmung zwischen dem 45. und 50. Lebensjahr einen zuverlässi- gen Parameter für die Entstehung eines Prostatakarzinoms in den nächsten drei Jahrzehnten liefern kann. Männern, deren PSA-Wert bei < 1,5 ng/ml lag, wurde ein niedriges Risiko attestiert, während Männer mit PSA-Werten ≥ 3 ng/ml in die Hochrisikogruppe eingestuft wurden. Die Intervalle der weiteren Kontrollen richteten sich nach der Risikoklassifikation und wurden in die aktuelle Fassung der Leitlinie implementiert.

 

► Weiterführende Diagnostik

Seit einigen Jahren spielt die multiparametrische Magnetresonanztomografie (mpMRT) der Prostata bei der Diagnostik des Prostatakarzinoms eine immer wichtigere Rolle und wird in der aktuellen Leitlinie zur Primärdiagnostik empfohlen. Auch für die künftige PCA-Screening- Strategie könnte der mpMRT zusätzlich zur PSA-Bestimmung eine entscheidende Bedeutung insofern zukommen, als dass beide Parameter zusammen genommen die Entscheidung zum weiteren Vorgehen bestimmen und die Trefferquote eines behandlungsbedürftigen PCA deutlich erhöhen können.

 

► Zusammenfassung und Ausblick

Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes und kann unbehandelt tödlich verlaufen. Aus diesem Grund wird eine Screening-Untersuchung bei Männern ab dem 45. Lebensjahr empfohlen. Es bestehen einige gesicherte Risikofaktoren, die die Entstehung eines PCA begünstigen, dabei ist die genetische Prädisposition von außerordentlicher Be- deutung für Angehörige von Betroffenen. Sollte eine Früherkennungsuntersuchung gewünscht sein, ist die Bestimmung des PSA-Wertes zu empfehlen. Hierzu sollte im Alter von 45 bis 50 Jahren eine Basis- PSA-Bestimmung vorgenommen werden und die weiteren Untersuchungsintervalle anhand dieses Wertes nach Risikoeinschätzung festgelegt werden. Zukünftig wird die mpMRT der Prostata zur präziseren Diagnostik bei vor allem PCA beitragen und sicherlich eine wichtige Rolle für die Screening-Untersuchung einnehmen.

 

Literatur

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