Das Mikrobiom der Harnblase – ein Mysterium?

Der Mythos „sterile Blase oder keimfreier Urin“ hält sich bereits seit vielen Jahren hartnäckig. Doch modernste Technologien erlauben die Entdeckung ursprünglich schlecht oder nicht kultivierbare Bakterien, Mikroorganismen bzw.deren Abbaubbauprodukte in der Harnblase. Neue Studien beschreiben inzwischen ein komplexes Mikrobiom der Harnblase beim gesunden Menschen. Diese variieren je nach Alter und Geschlecht. Man vermutet jedoch ein gewisses „Kernmikrobiom“. Welche Funktion diese Keime übernehmen, ist allerdingt noch ungeklärt. Unterschiedliche protektive und stimulative Funktionen werden vermutet. Diskutiert werden:
  • elementare Rolle bei der Entstehung einer intakten Blasenschleimhaut
  • Produktion von antimikrobiellen Wirkstoffen
  • Verhinderung der Anhaftung von pathogenen Keimen an der Blasenschleimhaut
  • Erhalt der Schutzschicht der Blase
  • Stimulation der körpereigenen Immunabwehr.
Kommt es im Rahmen eines Harnwegsinfektes zum Einsatz von Antibiotika, werden nicht nur die Krankheitserreger bekämpft, sondern auch das schützende Mikrobiom der Blase angegriffen. In weiterer Folge kann es zu einer Massenvermehrung von Infektauslösenden Erregern ( z.Bsp. E.coli) kommen. Infolgedessen kann ein Teufelskreis  von wiederkehrenden Infektionen, Antibiotikatherapien und dadurch eine weitere Zerstörung des Blasenmikrobioms entstehen. Diese neuen Erkenntnisse legen nahe, dass auch ein Zusammenhang  zwischen geschädigten Blasenmikrobiom und überaktiver Blase sowie Inkontinenz bestehen. Ergebnisse laufender und künftiger Studien werden helfen, Hintergründe zu verstehen und neue schonendere Therapien für diese Blasenerkrankungen zu entwickeln. Ziel ist die Herstellung eines „gesunden“ Blasenmikrobioms und damit eine mögliche Heilung bzw. Linderung von chronisch Erkrankten.