Prostatakrebs: Neues aus der Leitlinie

Prostatakrebs ist mit jährlich rund 60.000 Neuerkrankungen in Deutschland mit Abstand die häufigste bösartige Tumorerkrankung bei Männern. Deshalb ist die S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom von zentraler Bedeutung in der Urologie und wird regelmäßig aktualisiert. Herausgeber dieser S3-Leitlinie Prostatakarzinom ist das Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (DKG) und der Deutschen Krebshilfe (DKH).

Wichtige Neuerungen:

  1. Männer sollen im Rahmen der Früherkennung zum Prostatakarzinom über Vor- und Nachteile , insbesondere über die Aussagekraft diverser Testergebnisse und daraus folgenden Massnahmen umfassend aufgeklärt werden.
  2. Die Empfehlung zur rektalen Austastung der Prostata im Rahmen der Vorsorge wurde abgeschwächt.
  3. Im Rahmen einer Fusionsbiopsiemit mpMRT als Erstbiopsie sollte auch eine systematische Biopsie zusätzlich durchgeführt werden.
  4. Nach negativer Prostatabiopsie und weiterhin bestehenden Krebsverdacht soll ein mpMRT erfolgen.
  5. Patienten, die sich für eine “ aktiven Überwachung“ ihres Prostatakrebs entscheiden , sollen vorher ein mp MRT erhalten.
  6. Patienten mit der Diagnose eines highrisk Prostatakarzinoms ( Gleason Score 8-10, klinischen T3/T4-Befund oder PSA-Wert > 20 ng/ml) kann ein PMSA-Pet zur Ausbreitungsdiagnostik durchgeführt werden, da dieses einen höhere Genauigkeit hat als Computertomographie und Knochenscintigraphie.
  7. Beim lokal begrenzten Prostatakarzinom der intermediären bzw. hohen Risikogruppe kann eine primäre kombinierte perkutane Bestrahlung plus LDR/HDR-Brachytherapie-Boost in Verbindung mit einer Kurzzeit- bzw. Langzeit-Androgendeprivationstherapie (ADT) durchgeführt werden. Patienten sollen über die mit dieser Therapieform verbundene signifikante Erhöhung der Spättoxizität aufgeklärt werden.
  8. Patienten mit lokal fortgeschrittenenen Prostatakrebs ( ohne Lymphknotenbefall ) mit hohen Rezidivrisko ( T3/4 mit positiven Schnittrand und Gleason Score 8-10 ) sollte eine adjuvante Strahlentherapie angeboten werden. Patienten mit lokal fortgeschrittenen Prostatakrebs ( ohne Lymphknotenbefall) ohne positiven Schnittrand  und Gleason Score 8-10 kann eine adjuvante Strahlentherapie angeboten werden. Patienten mit lokal begrenzten Tumor und positiven Schnitträndern und Gleason Score 8- 10 kann eine adjuvante Therapie angeboten werden.
  9. Der Einsatz der Wirkstoffe Apalutamid, Darolutamid, Enzalutamid sowie Olaparib wurde neu überabeitet und neue Therapiepfade erstellt.
  10. Eine Therapie mit Radium -223 soll nicht in Kombination mit Arbirateron angewndet werden